Berufliche Weiterbildung – Notwendigkeit und Druck wachsen
Wer heute mit Verantwortlichen aus den HR-Bereichen spricht, hört diese Sätze immer wieder „Wir suchen Fachkräfte, die einerseits eine große fachliche Kompetenz mitbringen und darüber hinaus noch über eine digitale und/oder soziale Kompetenz verfügen“. Die Komponente soziale Kompetenz zielt auf die organisatorischen Veränderungsprozesse in den Unternehmen ab, die digitale Kompetenz betrifft die Transformationsprozesse, die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt.
Vielen Arbeitnehmern in Deutschland ist laut einer IAB-Studie die von der Digitalisierung ausgehende Bedrohung der eigenen Arbeitsplätze nur unzureichend bewusst. Über elf Millionen Arbeitsplätze – und damit jeder dritte Job in Deutschland sind laut der Studie hoch gefährdet, von Computern übernommen zu werden. Tendenz: weiter steigend. Verglichen mit ihren Kolleginnen und Kollegen in vielen anderen Ländern sehen Angestellte in Deutschland die möglichen Auswirkungen der Automatisierung vergleichsweise sorglos. Nur Franzosen, Niederländer und Dänen sind sogar noch entspannter. Entsprechend niedrig ist auch die Bereitschaft zu Umschulung und Weiterbildung.
Dabei prophezeien Fachleute seit Jahren, dass der Automatisierung der Fabriken in den kommenden Jahren die Automatisierung der Büros und anderer Arbeitsplätze folgen werde. Beispiele für Tätigkeiten, die Computer übernehmen könnten, sind etwa einfache Verwaltungstätigkeiten oder das Rechnungswesen, wo immer häufiger der Begriff RPA (Robotic Process Automation) fällt.
Die Krise rückt kurzfristig erlernbare, grundlegende Digitalkompetenzen in den Vordergrund
Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung beschleunigt. Pessimisten unken gar: Ist die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland gefährdet? Ein wachsender Skill-Gap bereitet den Unternehmen Sorgen.
So zeigt eine aktuelle Sonderbefragung im KfW-Mittelstandspanel, dass die betriebliche Weiterbildung durch die Corona-Krise jäh ausgebremst wurde, weil es vielen Unternehmen an Geld, Zeit und Planungssicherheit mangelt und kurzfristige Existenzsicherung Vorrang hat. Fast 40 % der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) haben danach im vergangenen Jahr ihre Weiterbildungsaktivitäten reduziert, die Hälfte davon sogar auf null. Insgesamt hat im Jahr 2020 bei jedem zweiten KMU keine Weiterbildung stattgefunden.
Der Weiterbildungsbedarf besteht jedoch in der Krise nahezu unverändert fort. Auf dem Gebiet der Digitalkompetenzen ist er im Jahr 2020 sogar kräftig gestiegen. Knapp die Hälfte der KMU (46%) hat hier mittleren oder großen Weiterbildungsbedarf – mehr als bei den berufsfachlichen Kernkompetenzen oder jedem anderen Thema. In der Krise rücken vor allem grundlegende, relativ kurzfristig zu erlernende Digitalkompetenzen in den Vordergrund. Laut einer gemeinsamen Studie vom Kienbaum Institut und StepStone ist die Optimierung des Corporate Learning ein Erfolgsfaktor, um dieses Skill-Gap zu schließen.
Auch bei der CA controller akademie merken wir diese Entwicklungen. LIVE Online Trainings werden heute fast genauso häufig gebucht wie Präsenzseminare. Und Entscheidungen für ein Online-Training fallen immer kurzfristiger. Ein Effekt, der das aktuelle und zeitnahe Weiterbildungsbedürfnis an einem Thema signalisiert, sei es aus betrieblichen Gründen oder aus eigenem Antrieb, um die berufliche Perspektive zu sichern oder die eigene Karriere zu fördern.