Daß man mit dem Holtz pfleglich umgehe oder der Einfluss der Nachhaltigkeit auf das F&E-Controlling

Das Prinzip Nachhaltigkeit

Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714), Oberberghauptmann aus Freiberg / Sachsen, gilt als Begründer des Prinzips der Nachhaltigkeit. In seinem Werk “Sylvicultura oeconomica” legte Carlowitz 1713 im Angesicht einer drohenden Rohstoffkrise dar, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung, durch säen und pflanzen nachwachsen konnte. Doch was hat diese noch eng gefasste ökologische Definition der Nachhaltigkeit mit dem F&E-Controlling zu tun?

Im Brundtland-Bericht der UNO ist zu lesen, dass „dauerhafte (nachhaltige) Entwicklung eine Entwicklung ist, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“. Legt man diese Definition zugrunde, dann stellt sich die Frage, wie Wissenschaft und Technologie zu nutzen sind, um nachhaltigen Fortschritt für zukünftige Generationen zu schaffen. In Forschung und Entwicklung (F&E) müssen dafür potenzielle Auswirkungen zukünftiger Produkte über deren gesamten Lebenszyklus bewertet werden, um Lösungen zu schaffen, die sich positiv auf Gesellschaft und Umwelt auswirken.

Der Einfluss der Nachhaltigkeit auf Forschung, Entwicklung und das F&E-Controlling

Der Ressourcenverbrauch der Menschheit überschreitet die Grenzen unseres Planeten. Zur Bewältigung dieser Herausforderung müssen nachhaltige Lösungen mit geringerem Ressourcenverbrauch geschaffen werden. Forschung und Entwicklung spielen dabei eine wichtige Rolle, stehen sie doch am Anfang der betrieblichen Wertschöpfungskette. Zu der bereits engen Verzahnung von Innovation und F&E kommt jetzt Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil für zukünftige Produktentwicklungen hinzu. Im Rahmen der F&E-Prozesse sind Nachhaltigkeits- und Kreislaufwirtschaftskriterien zu integrieren und kontinuierlich zu verbessern.

Das F&E-Controlling hat die grundsätzliche Aufgabe der betriebswirtschaftlichen Rationalitätssicherung im F&E-Bereich. Um dem Prinzip der Nachhaltigkeit gerecht zu werden, muss das F&E-Controlling zukünftig auch für den F&E-Bereich wesentliche Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen:

Innovation und Ressourceneffizienz

Nachhaltigkeit erfordert eine effizientere Nutzung von Ressourcen, um Umweltauswirkungen zu reduzieren. Unternehmen müssen innovative Technologien und Prozesse entwickeln, die weniger Energie, Wasser und Rohstoffe verbrauchen. Das F&E-Controlling steuert die Effizienz solcher Entwicklungsprojekte und stellt deren Nachhaltigkeit sicher.

Risikomanagement

Nachhaltigkeitsrisiken wie z. B. regulatorische Änderungen oder Reputationsrisiken können sich auf F&E-Projekte auswirken. Das F&E-Controlling unterstützt Identifikation und Bewertung solcher Risiken im F&E-Bereich, sodass gegebenenfalls geeignete Maßnahmen ergriffen werden können.

Langfristperspektive

Nachhaltigkeit hat das Ziel langfristiger positiver Auswirkungen. Das F&E-Controlling hat damit auch den langfristigen Nutzen der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu bewerten. Dies kann die Priorisierung des Projektportfolios und die Entscheidungsfindung hinsichtlich der Projektauswahl beeinflussen.

Reporting und Compliance

Nachhaltigkeitsaspekte wie Umweltauswirkungen, soziale Verantwortung und ethische Standards müssen in der Berichterstattung transparent dargestellt werden. Dass diese Informationen für den F&E-Bereich korrekt erfasst in die Unternehmensberichte einfließen, hat das F&E-Controlling sicherzustellen.

Innovationsförderung

Nachhaltigkeit erfordert neue Ideen und Technologien. Das F&E-Controlling kann durch Priorisierung der richtigen Projekte Anreize zu setzen, um Innovationen zu fördern.

Autor

Dirk Radsziwill

Trainer der Seminare F&E-Controlling und Angewandte Statistik für Controller der CA controller akademie