Erste Ergebnisse der online-Umfrage zum Thema Verrechnungspreise
Transferpreisvorschriften bekommen ein immer größeres Gewicht. Damit Controller die richtigen Steuerungsimpulse liefern, müssen sie die steuerliche Seite ebenso gut kennen, wie die betriebswirtschaftliche Art und Weise die Leistungen zu bepreisen (Interne Leistungsverrechnung)
In der Vorbereitung für die Fachtagung Verrechnungspreise und Transfer Pricing haben PwC und die CA controller akademie im Frühjahr 2018 eine Online Umfrage zum Thema Verrechnungspreise initiiert. Die ersten Ergebnisse liegen nun vor. An der Umfrage haben fast ausschließlich Controller und Führungskräfte teilgenommen. Aussagen über die Beurteilung des Themas von firmeninternen Steuerexperten können daher im Folgenden nicht gemacht werden.
Als erstes wurden die Unterschiede zwischen kleineren und größeren Unternehmen (ab 1.000 Mitarbeiter) betrachtet. Auffallend ist, dass in der Gruppe der kleineren Unternehmen rund 70% der Teilnehmer “kein” oder nur ein “Einstiegswissen” über steuerliche Anforderungen an Transferpreise hatte.
In der Gruppe der Großunternehmen war es fast spiegelbildlich. 77 % bescheinigten sich selber ein “solides Grundwissen” oder gar den “Experten-Status”. Trotzdem bestand in dieser Gruppe ein großes Interesse an zusätzlichem Wissen bei allen abgefragten Themenbereichen des Transfer Pricings. Wodurch sich der gefühlte „Experten-Status“ etwas relativiert.
Genauso überraschend war es, dass sich in der Gruppe der kleineren Unternehmen, die ihr eigenes Wissen schwächer eingeschätzt hatten, dagegen nur Interesse an selektiven Themen des Transfer Pricing bestand. Diese waren Finanzierung, Dokumentationserstellung, CbC-Reporting und der Zusammenhang zwischen Transferpreisen und dem Internen Kontrollsystem (IKS).
Beide Gruppen zeigten auch unterschiedliches Interesse am Thema der internen Leistungsverrechnung (ILV), d.h. an Verrechnungspreisen als unterstützendem Instrument der Unternehmenssteuerung. Das Interesse war bei kleineren Unternehmen deutlich ausgeprägter. Hier war sowohl Grund- als auch Expertenwissen gefragt. Besonderer Schwerpunkt des Interesses war die Vertriebssteuerung.
Von den Mitarbeitern in größeren Unternehmen wurden dagegen nicht nur deutlich weniger Interessengebiete formuliert, auch die Themenwünsche waren abweichend. Hier wurde vor allen Dingen der Bezug zur Kalkulation, zu den Shared Service-Centern und den IT-Kosten genannt.
Beiden Gruppen war gemeinsam, dass sie dem Thema Verrechnungspreise allgemein (also sowohl für steuerliche Zwecke, als auch für Steuerungszwecke) in ihrer täglichen Arbeit “keine größere Bedeutung” beimessen. Hier wurde bewusst danach gefragt, “welche Rolle Verrechnungspreise in der täglichen Arbeit spielen”. Insbesondere in der Gruppe der größeren Unternehmen fanden sich die Verrechnungspreise am unteren Ende aller Nennungen wieder. Besondere Schwerpunkte waren nicht erkennbar. Bei kleineren Unternehmen war die Bedeutung nur unwesentlich höher eingeschätzt. Hier ergaben sich jedoch kleinere Schwerpunkte bei den eigenen Tätigkeiten: Beteiligung an konzerninternen Verrechnungspreis-Behandlungen, Bedeutung für Planung/Budgetierung, Kalkulation von Verrechnungspreisen, Erstellung der Transferpreis-Dokumentation und Unterstützung bei der Betriebsprüfung.
Einige Fragen später wurde jedoch nach einer konkreten Einschätzung des Zeitbedarfs gefragt und dabei sah das Bild dann überraschenderweise wie folgt aus: Hier lag der Zeiteinsatz für allein steuerliche Verrechnungspreise in der Gruppe der größeren Unternehmen durchschnittlich bei 33%. Die Umfrage gibt leider keine Hinweise darauf, woher diese Diskrepanz zwischen der Bedeutung und dem Zeiteinsatz kommt. Eine mögliche Interpretation könnte lauten, dass dem Thema aus Controlling-Sicht keine besonders große Bedeutung zugemessen wird. Es sind zwar Aufgaben, zum Beispiel als Zuarbeit für die Steuer-Abteilung, zu erledigen, ohne dass eine Bedeutung für die eigene Arbeit daraus abgeleitet wird. Diese Interpretation würde zu den Antworten einer weiteren Frage passen.
Auf die Frage, welche Rolle steuerliche Verrechnungspreise im Unternehmen der Befragten spielen, sind vor allem die “regelmäßigen Diskussionen zwischen verschiedenen Abteilungen” ein nennenswerter Punkt. Nur einige wenige Teilnehmer größerer Unternehmen wussten, dass steuerliche Verrechnungspreise einen negativen Einfluss auf die Unternehmenssteuerung ausüben.
Einig hingegen sind sich sowohl die Controller kleinerer als auch größerer Unternehmen, dass das Thema Verrechnungspreise auf der Agenda des Finanzvorstands stehen sollte. Dabei verbinden sie das Thema jedoch nicht (!) mit der Reputation des Unternehmens. Angesichts der zahlreichen Skandale der letzten Zeit (Stichwort Paradise Papers) überrascht auch dieses Ergebnis. Controller scheinen hier vor allem noch “nur” an die direkten finanziellen Konsequenzen zu denken, wie zum Beispiel Steuernachzahlungen oder die Doppelbesteuerung.
Fachmann und Ansprechpartner für die Studie ist Dipl.-Oec. Guido Kleinhietpaß